Eko Eko Azarak...


.... Eko Eko Zamilak, Eko Eko Cernunnos, Eko Eko Aradia! Dieser Zauberspruch zur Anrufung der Hexengötter entstammt einer der unterhaltsamsten Filmreihen des japanischen Genrekinos. Ihren Ursprung fand die charmante EKO EKO AZARAK Serie bereits in den Fünfziger Jahren, in dem von Koga Shinichi gezeichneten Manga, der damals regelmäßig im Printmagazin Shounen Champion veröffentlicht wurde. Inhaltlich dreht sich hier alles um Kuroi Misa, eine attraktive Hexe im Schulmädchenalter, die mit allerlei magischen Tricks gegen das Böse auf japanischen Schulhöfen zu Felde zieht. Von den typischen Uniformen der Schüler einmal abgesehen, hat diese Reihe mit gängiger japanischer Horrorunterhaltung allerdings wenig gemein. Mit all den Zaubersprüchen, der Schwarzen Magie und satanistischen Ritualen, weist EKO EKO AZARAK vorwiegend Merkmale auf, die man eher mit dem amerikanischen und vor allem italienischem Genrekino in Verbindung bringen würde. So kommt es hier schon einmal vor, dass ganz Japan untypisch ein paar Zombies durchs Bild stapfen und der Zuschauer auch vor blutrünstigen Dämonen oder Voodooritualen nicht gefeit ist.

Obwohl EKO EKO AZARAK ungewöhnlich westlich geprägt ist, gibt es dennoch eine unübersehbare Gemeinsamkeit, die diese Serie mit vielen anderen Vertretern des japanischen Horrorkinos verbindet. Es ist schon mehr als auffällig, dass in ausnehmend vielen Genreproduktionen, die Schule der Ort ist, über den das Böse hereinbricht. Zuerst lässt sich das natürlich dadurch begründen, dass vorwiegend ein jugendliches Publikum angesprochen werden soll, doch ist das nur ein Aspekt für diesen häufig gewählten Handlungsort. In diesem Zusammenhang muss man wissen, dass die Schule einen viel höheren Stellenwert in der japanischen Gesellschaft einnimmt, als das beispielweise in vielen westlichen Ländern der Fall ist. Die Angriffe auf den Schulalltag, die diese Filme in aller Regelmäßigkeit zum Inhalt haben, sind mit einem Eingriff in die elementaren japanischen Grundwerte gleichzusetzen, den es mit allen Mitteln abzuwehren gilt. Was die Slasher im amerikanischen Genrekino, sind in Japan also die sogenannten School Ghost Storys. Beide verbindet eine ähnlich konservative Grundhaltung, wenn die japanischen Produktionen auch bei weitem nicht so moralinsauer daherkommen.

Verantwortlich für die ersten beiden Teile der EKO EKO AZARAK Kinoreihe zeigte sich die Regisseurin Sato Shimako, die ihre filmischen Grundlagen in England erlernte, wo sie 1992 auch ihr Spielfilmdebüt TALE OF A VAMPIRE mit Julian Sands in der Hauptrolle inszenierte. Ausgestattet mit einer wenig originellen, dafür aber flott erzählten Geschichte, einer gehörigen Portion Mystik und punktgenau gesetzten Splattereffekten lässt sich ihr erster Kinofilm im heimischen Japan ohne schlechtes Gewissen als ausgesprochen gelungenes Bonbon der leichten Horrorunterhaltung bezeichnen. Mit Yoshino Kimika hat WIZARD OF DARKNESS (1995) darüber hinaus noch eine charismatische Hauptdarstellerin aufzubieten und auch deren Kontrahentin, die nicht minder großartige Kanno Miho, die sich später mit SAIMIN (HK: HYPNOSIS) und ihrer Titelrolle in der ersten TOMIE-Verfilmung einen Namen im japanischen Genrekino machen sollte, kann hier vollends überzeugen. Neben diesen beiden tollen Darstellerinnen lässt sich der Erfolg aber vor allem dadurch erklären, dass es der Regisseurin hier scheinbar spielend gelungen ist, sich der verschiedensten Genreeinflüsse zu bedienen und diese Versatzstücke dann zu einem höchst effektiven Ganzen zu vereinen.

Ganz ähnliche Attribute kann auch die ein Jahr später entstandene Fortsetzung BIRTH OF THE WIZARD auf sich vereinen. Dieser zweite Teil behandelt die Vorgeschichte in der Kuroi Misa von ihrer Bestimmung als Hexenmeisterin erfährt und erlernen muss, diese Kräfte unter großem physischen wie psychischen Schmerz einzusetzen. Mit einer Mischung aus THE HIDDEN und TERMINATOR 2 bietet das Prequel zwar eine noch weniger interessante Geschichte als WIZARD OF DARKNESS, doch Sato Shimako ist es hier wieder ausgesprochen gut gelungen, den Zuschauer ohne großen Anspruch sehr rasant und effektreich zu unterhalten.

Die erfolgreiche Comicreihe hatte EKO EKO AZARAK seit ihrer Entstehung bereits eine stattliche Anhängerschaft beschert. Durch die Kinoproduktionen konnte das Interesse der Öffentlichkeit noch weiter gesteigert werden, so dass einige geschäftstüchtige Produzenten der Firma GAGA beschlossen, EKO EKO AZARAK auch über die japanischen Bildschirme flimmern zu lassen. Im Februar 1997 lief dann die erste von zwei Staffeln an, die es zusammen auf 26 Episoden brachten. Eine dieser Folgen wurde übrigens vom späteren UZUMAKI Regisseur Higuchinsky inszeniert. Von dem Spaßfaktor der Kinofilme war bei diesen billig hergestellten TV-Episoden allerdings nichts mehr zu spüren. Mit stark trashiger Schlagseite ausgestattet, konnten hier weder der schwache Handlungsrahmen, noch die preiswerten Effekte und wenig wirksamen Schocks für halbwegs berauschende Unterhaltung sorgen.

Anstatt die EKO EKO AZARAK Reihe nach diesem mäßigen TV-Ausflug nun endgültig ruhen zu lassen, fand im Jahr 1998 mit MISA THE DARK ANGEL dann doch noch ein dritter Teil den Weg in die japanischen Kinos. Mit wesentlich geringerem finanziellen Aufwand realisiert als die Vorgänger, konnte sich die Produktion aber vor allem auf formaler Ebene nicht mit diesen beiden Filmen messen. Der von Ueno Katsuhito inszenierte Streifen hat mit einer recht hölzernen Umsetzung zu kämpfen, die nicht gerade dazu beiträgt, den Film als wirklichen Genreleckerbissen zu bezeichnen. Zudem hat die überaus dialoglastige Geschichte kaum Höhepunkte vorzuweisen und plätschert über weite Strecken eher dröge vor sich hin.

Mehr als ordentlichen Durchschnittshorror hat MISA THE DARK ANGEL so letztendlich nicht zu bieten. Das liegt u.a. auch an einer blassen Saeki Hinako, die schon für die TV-Serie die Rolle der Kuroi Misa von Yoshino Kimika übernommen hatte. Sie agiert zwar nicht wirklich schlecht, doch verfügt sie nicht annähernd über den Charme ihrer Vorgängerin. Nichtsdestotrotz bescherte ihr diese Rolle zahlreiche weitere Verpflichtungen und sie erfreut seitdem in vielen Horrorproduktionen wie RASEN (HK: THE SPIRAL), UZUMAKI oder STACY durch ihre Anwesenheit. So konnte sich Saeki mittlerweile den Ruf als eine von Japans angesagtesten Scream Queens erarbeiten.

Nach diesem eher enttäuschenden Eintrag in die Reihe wurde es erst einmal drei Jahre still um die toughe Misa, bis mit EKO EKO AZARAK 2001 der bis heute vierte und hoffentlich auch letzte Teil seine Premiere in den japanischen Lichtspielhäusern feierte. Regie bei der leider gänzlich missratenen Fortsetzung führte Suzuki Kousuke, der bereits eine Episode der TV-Serie inszenieren durfte. Mit neuer Hauptdarstellerin Kato Natsuki, die nunmehr dritte Kuroi Misa, entfernte sich der Film soweit von dem bisherigen Konzept der Reihe, dass es außer dem Titel und dem Namen der Hauptperson keinerlei Gemeinsamkeiten mehr zu entdecken gibt. Die Leichtfüßigkeit und der flüssige Handlungsverlauf der bisherigen Teile sind einem verquasten inhaltlichen Wirrwarr und einer verkrampften Ernsthaftigkeit gewichen, die kaum Zeit für wirklich Horrorunterhaltung findet.

 


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